Geografische Lage 

Das Lautertal beginnt bei der Quelle des Baches "Lauter" an der Neunkircher Höhe und verläuft in westliche Richtung zunächst breiter, dann recht schmal und steil bis an die Bergstrasse, wo die Lauter in Bensheim in einen größeren Bach mündet. Außerdem gehören zum Lautertal mehrere Höhenzüge zu beiden Seiten des eigentlichen Tales.

Nachbargemeinden und -kreise

Lautertal grenzt im Norden an die Gemeinde Seeheim-Jugenheim und Modautal im Landkreis Darmstadt, im Osten an die Stadt Lindenfels, im Süden an die Gemeinde Fürth und die Stadt Heppenheim, sowie im Westen an die Stadt Bensheim.

Geschichte

Die Gemeinde Lautertal entstand bei einer Gebietsreform, die seit dem 1. Januar 1972 besteht. Die bis dahin selbstständigen Gemeinden Beedenkirchen, Elmshausen, Gadernheim, Lautern, Raidelbach, Reichenbach, Staffel und Wurzelbach schlossen sich freiwillig zusammen. Noch im gleichen Jahr wurden die Gemeinden Knoden und Schannenbach zwangs eingegliedert; 1978 musste Schmal-Beerbach folgen.

Der Ursprung der einzelnen Gemeindeteile liegt jedoch zum Teil bereits im römischer Zeit und im Mittelalter (von einer vermutlich einmal bestehenden Burg bei Gadernheim haben sich jedoch keine Reste erhalten).

Quelle: Wikipedia

Gadernheim    

Am Fuß der Neunkircher Höhe (605 m), des höchsten Berges des hessischen Odenwaldes, malerisch ins obere Lautertal eingebettet, liegt die Höhengemeinde Gadernheim (356 m). Sie ist von sanft ansteigenden Bergen umgeben. Ursprünglich ein Bauerndorf mit 17 Huben ist der Ort mit seiner rührigen Bevölkerung heute von einem aufstrebenden Gewerbe bestimmt. Steinindustrie und Kleinbetriebe vielfältiger Art bieten den Einwohnern gute Arbeitsplätze. Ein reichhaltiges Geschäftswesen sichert die Grundversorgung der Bevölkerung. Es gibt nur noch 3 Vollbauern. Den Mittelpunkt des Ortes bietet der Jarnac-Platz mit dem alten Rathaus und den Geldinstituten. Wahrzeichen der Region ist der 1906 erbaute Kaiserturm, der auch ins Ortswappen Eingang gefunden hat. Aufgrund der Höhenlage hat sich ein ideales Urlaubsgebiet entwickelt. Schöne Wanderwege, eine ausgeprägte gastfreundliche Gastronomie und gute Verkehrsverbindungen bieten die besten Voraussetzungen für erholsame Urlaubstage.

Quelle: Lautertal.de

Eine Schmiede aus dem Jahr 1608

 

in Gadernheim steht wohl das älteste Gebäude im Lautertal.

Evangelische Kirche Gaderheim

1912/1913 erbaute der Architekt Heinrich Metzendorf diese Kirche. Sie steht auf dem höchsten Hügel Gadernheims, ein Saalbau und ein Fassadenturm, nach außen hin vor allem aus Granit und davon abgesetzte Sandsteinelemente.

 

Das Rathaus

 

wurde 1617-1618 erbaut und steht in der Mitte von Gadernheim. Darin befindet sich ein kleines Heimatmuseum und im Türmchen ein Glockenspiel.

Gadernheim unter Panzerbeschuss

Werner Reimund erinnert sich an die letzten Kriegstage

Gadernheim. Gegen Kriegsende flogen die alliierten Bomberströme auch tagsüber, und man konnte sie deutlich an ihren Kondensstreifen erkennen. Oft konnte man sehen, wie deutsche Jagdflugzeuge diese "Bomberpulks" angriffen und auch einige Flugzeuge abschossen. So kam es auch zu Luftkämpfen über Gadernheim, erinnert sich der damals zehnjährige Werner Reimund.

Mit zusätzlichen Zeitzeugenberichten konnte er anschaulich die letzten Kriegstage in seiner Heimatgemeinde Gadernheim beschreiben. Während die abgeschossenen Bomber heulend der Erde entgegenstürzten, konnten sich einige Besatzungen mit ihren Fallschirmen retten. Diese wurden jedoch gleich von der Bevölkerung, der Gendarmerie oder von deutschen Soldaten gefangen genommen.

Immer öfter wurden Bomben von den abgeschossenen Flugzeugen als Notwurf abgeworfen, so dass die Bewohner ihre Luftschutzkeller aufsuchen mussten. Am 26. März 1945 besuchte Marie Reimund mit ihren beiden Söhnen Werner und Erwin ihr Elternhaus - das Gasthaus "Zur Linde" an der Schönen Aussicht.

Plötzlich fuhren deutsche Soldaten in einem Auto an und erklärten, dass die Amerikaner im Anmarsch seien und sich schon von Jugenheim in Richtung Kuralpe bewegten, erinnert sich Werner Reimund heute. Die kleine Familie machte sich auf den Heimweg nach Gadernheim. Kurz hinter Kolmbach, in der "Tief Pitsch", hatten deutsche Soldaten eine Beobachtungsstelle eingerichtet. Sie ließen die Kinder durch ein Scherenfernrohr in Richtung Kuralpe schauen, wo deutlich die sich nähernde Panzerkolonne zu erkennen war.

Am nächsten Tag (27. März) wurden in Gadernheim zwei Verpflegungslager der deutschen Soldaten freigegeben. Das eine Lager, in dem hauptsächlich Lebensmittel und Kaffee gelagert waren, befand sich im Saal des "Erbacher Hofes", das andere Lager - mit Schnaps und anderen alkoholischen Getränken - war in der Scheune von Peter Horn (heute Tierarztpraxis am Jarnacplatz) untergebracht.

Jeder, wie er konnte, eilte zu einem dieser beiden Lager, um möglichst viele Lebensmittel oder Schnaps nach Hause zu schaffen. Während dieser Zeit fingen die Amerikaner an, Gadernheim mit schweren Geschützen zu beschießen. Der Grund für den Beschuss war der Abschuss eines gepanzerten Fahrzeuges der Amerikaner durch deutsche Soldaten zwischen Gadernheim und Lautern.

Nach diesem Vorfall zogen sich die Amerikaner zurück, brachten schwere Geschütze in Stellung und feuerten auf Gadernheim. Bei diesem Beschuss wurde das Wohnhaus der Familie Georg Trautmann in der Heidenbergstraße (heute Anwesen Rausch) durch einen Volltreffer zerstört. Dabei fand Eva Trautmann und ihre Tochter Gertrud den Tod. Der Vater wurde schwer verletzt und erlag später seinen Verletzungen.

Insgesamt neun Menschen mussten durch den Angriff ihr Leben lassen. Auch das Haus von Jean Horn (heute Wohnhaus Baumunk in der Nibelungenstraße)

wurde schwer beschädigt. Eine Granate, die nicht explodierte, schlug durch das gesamte Haus und blieb auf der Kellerdecke liegen, unter der sich die Hausbewohner in Sicherheit gebracht hatten. Als der Beschuss nach langer Zeit endlich aufhörte, wagte man sich aus dem Keller wieder auf die Straße. Erst jetzt wurde bemerkt, in welch tödlicher Gefahr man sich befunden hatte.

Einige Hausbewohner versuchten die Amerikaner, auf die Granate hinzuweisen. Doch diese nahmen keine Notiz davon. Erst als einige beherzte Nachbarn die Granate aufhoben und Karl Winter übergaben - der sich bereit erklärt hatte, die Granate wegzuschaffen - kam Leben in die US-Truppen: Blitzschnell waren sie in ihren Panzern verschwunden, und diejenigen, die nicht schnell genug die Panzer erreichten, suchten andere Deckung.

Winter marschierte mit der Granate auf den Armen durch die heutige Wilhelm-Leuschner-Straße (Wassergasse) und vergrub sie unter einem Weidenstock auf einer Wiese des Landwirts Fritz Dingeldey.

Kurze Zeit nach dem Einmarsch der Amerikaner in Gadernheim, wurden einige Häuser von den Amerikanern beschlagnahmt. Die Familien in den Häusern von Heinrich Meyer, Malermeister Georg Wolf und die Familie Dude wurden aufgefordert, ihre Wohnungen zu verlassen. Auch im Saal des "Erbacher Hofes" quartierten sich die Amerikaner ein, und die Volksschule in der Ortsmitte wurde als Verpflegungsstätte benutzt, erinnert sich Werner Reimund an diese schwere Zeit gegen Ende des Krieges. Ak

Quelle: Bergsträßer Anzeiger 30. März 2005

Heinz Eichhorn berichtet:

"Unser Dörfchen steht noch"

Bei Kriegsende starben in Gadernheim zwölf Menschen

Es waren nur noch versprengte Reste deutscher Truppen, die im März 1945 in Südhessen die amerikanische Armee aufhalten sollten. Doch mit ihrem Widerstand auf den verbrecherischen "Verbrannte-Erde-Befehl" von Adolf Hitler hin, trieben sie in Gadernheim zwölf Menschen in den Tod.

Mit ihrer großen Überlegenheit besetzten die Amerikaner am 27. März Lorsch, Bensheim und Heppenheim und drängten am späten Nachmittag ins Lautertal. Mario Rheinfurth, der heute in den USA lebende Reichenbacher Pfarrerssohn, sichtete die Truppen zuerst in Schönberg. Er war zusammen mit Kameraden aus dem Volkssturm getürmt und fuhr mit seinem Fahrrad hinter den amerikanischen Panzern her. In Wilmshausen eröffneten versprengte deutsche Soldaten vom Hohberg her das Feuer auf die US-Truppen. Doch das "Scharmützel" wurde mit einigen Panzersalven schnell beendet.

Auch bei Reichenbach versuchten vom Hahnenbusch aus zwei deutsche Soldaten den Vormarsch der Amerikaner zu stoppen. Vergeblich, wie der am Ortseingang wohnende Georg Mink zu berichten wusste. Er suchte damals zusammen mit Familienangehörigen Schutz im Weinkeller der Familie Heilmann und erlebte den Einmarsch hautnah mit. Die ihm gegenüber wohnende Else Roth schrieb in ihr Tagebuch: "Unser Dörfchen steht Gott sei Dank noch".

Der stärkste Widerstand schlug den amerikanischen Truppen in Gadernheim entgegen. Dort ließ der Ortskommandant Straßensperren errichten. In Häusern wurden die Kellerfenster ausgebrochen, um ein besseres Schussfeld zu haben.

Auf der Nibelungenstraße vor Gadernheim soll ein deutscher Leutnant einen amerikanischen Panzer abgeschossen haben. Daraufhin brachten die Amerikaner ihre Geschütze in Reichenbach am Sportplatz in Stellung und feuerten auf Gadernheim. Dort hatten sich etwa 25 Mann eines Panzerabwehrtrupps einquartiert. Gegen ein Uhr nachts räumten sie das Feld und verließen Gadernheim.

Am Morgen des 28. März gegen sechs Uhr fuhren dann die ersten amerikanischen Panzer durch den Ort. Allmählich wagten sich auch die Gadernheimer aus ihren Kellern, wo sie sich während des Beschusses die Nacht über aufgehalten hatten.

Der Widerstand des Panzerabwehrtrupps kostete neun Zivilisten und drei Soldaten das Leben. Die Soldaten kamen im Schulhof und vor der Bürgermeisterei durch Artillerietreffer um. Es waren dies der Gefreite Gerhard Lemke, Unteroffizier Peter Roos, sowie ein unbekannter Soldat.

Die 46-jährige Schneiderin Eva Trautmann, die 19-jährige Hausangestellte Gertrud Trautmann, sowie der 63-jährige Steinhauer Georg Trautmann wurden durch einen Volltreffer auf ihr Haus in der Heidenbergstraße. In der Neunkircher Straße traf es die 47-jährige Hausfrau Elisabeth Götz, in ihrem Keller die 77-jährige Katharina Becker. Vor der Haustür wurde Friedrich Kornfeld (75) getötet, Martha Roos (18) erlag ihrer schweren Verwundung in Bensheim. Der Metzger Peter Böhm III. (72) wurde auf der Nibelungenstraße verwundet, mit dem Fuhrwerk nach Bensheim gebracht, wo er seinen Verletzungen erlag. Ebenfalls auf der Hauptstraße traf es den 55-jährigen Sattler Georg Pfeiffer. Daneben wurden noch mehrere Zivilisten zum Teil schwer verletzt. Heinz Eichhorn

Quelle: Bergsträßer Anzeiger